Weißabgleich in der Fotografie: Die Grundlagen verstehen

Was ist der Weißabgleich in der Fotografie und wie kann er deine Bilder verbessern? Zum Glück ist der Weißabgleich, auch wenn es sich nach einem schwierigen Thema anhört, eigentlich ganz einfach zu verstehen. Und genau darum geht es in diesem Artikel.


In diesem Artikel erfährst du alles, was du schon immer über den Weißabgleich wissen wolltest und wie du damit deine Fotos verbessern kannst.

Am besten fangen wir gleich an.

Was bedeutet Weißabgleich in der Fotografie?

Der Weißabgleich bezieht sich auf den Prozess der Beseitigung oder Neutralisierung von Farbstichen in deinen Bildern, da nicht jedes Licht die gleiche Farbtemperatur hat. Man denke nur an die unterschiedlichen Lichtverhältnisse bei Sonnenuntergang oder in der prallen Mittagssonne.

Ich glaube, jeder kennt diesen Effekt. Man macht ein Foto und stellt dann fest, dass das Bild vielleicht einen Blaustich hat oder zu gelb oder zu rot erscheint. Schuld daran ist ein falsch eingestellter Weißabgleich.

Beispiele für verschiedene Weißabgleich-Einstellungen
Thomas Steiner, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die meisten Lichtquellen erzeugen ihre eigenen Farben.

Hier ein Überblick über die Farbtemperatur einiger bekannter Lichtquellen:

Farbtemperatur Lichtquelle
1500 KKerze
2000 KNatriumdampflampe (SON-T)
2600 KGlühlampe (40 W)
2700 KGlühlampe (60 W)
2800 KGlühlampe (100 W)
2700–2800 KHalogenlampe (230 V, Eco-Halogen, 30–60 W)
3000 KGlühlampe (200 W)
3000–3200 KHalogenlampe (12 V)
3200 KFotolampe Typ B, Halogenglühlampe
3400 KFotolampe Typ A bzw. S, Spätabendsonne kurz vor Dämmerungsbeginn
3600 KOperationssaalbeleuchtung
4000 KLeuchtstofflampe (Neutralweiß)
4120 KMondlicht
4500–5000 KXenonlampe, Lichtbogen
5000 KMorgen-/Abendsonne, D50-Lampe (Druckerei)
5500 KVormittags-/Nachmittagssonne
5500–5600 KElektronenblitzgerät
5500–5800 KMittagssonne, Bewölkung
6500–7500 KBedeckter Himmel
7500–8500 KNebel, starker Dunst
9000–12.000 KBlauer (wolkenloser) Himmel auf der beschatteten Nordseite Blaue Stunde
15.000–27.000 KKlares blaues, nördliches Himmelslicht
Quelle: Wikipedia:Farbetemperatur

Was kann ich tun, damit meine Bilder keine Farbstiche haben und so aussehen, wie sie wirklich sein sollten?

Egal ob du eine Kompaktkamera, eine Systemkamera (z.B. Sony Alpha 6000) oder eine Spiegelreflexkamera verwendest, deine Kamera bietet dir verschiedene Möglichkeiten für den Weißabgleich.

Die einfachste Einstellung ist der automatische Weißabgleich (AWB). Hierbei analysiert die Kamera das Motiv und versucht anhand der größten hellen Flächen den Weißabgleich richtig einzustellen. Das funktioniert in den meisten Situationen recht zuverlässig.


Man kann aber auch gezielt eine bestimmte Lichtsituation in der Kamera einstellen. Dazu bieten die verschiedenen Kameras eigentlich immer die gleichen typischen Situationen zur Auswahl an:

Optionen für den Weißabgleich an meiner Canon Spiegelreflexkamera

Wie du siehst, kann ich hier zwischen automatischem Weißabgleich (AWB) und folgenden direkten Einstellungen wählen:

  • Tageslicht (ca. 5200K)
  • Schatten (ca. 7000K)
  • Wolkig (ca. 6000K)
  • Kunstlicht (ca. 3200K)
  • Leuchtstoff (ca. 4000K)
  • Blitz
  • Manuell
Lese-Tipp:  Schwarz-Weiß-Fotografie: Die besten Tipps für tolle Schwarz-Weiß-Fotos

Wenn du dich dafür entscheidest, hier die Option „Manuell“ für den Weißabgleich zu verwenden, musst du der Kamera quasi einen bestimmten Wert „eichen“. Dafür braucht man eine Graukarte, die genau 18 % des Lichts reflektiert.

In den meisten Fällen sollte der automatische Weißabgleich (AWB = Automatic White Balance) aber für perfekte Fotos sorgen. Wenn nicht, dann kannst du dich immer noch für eine andere Option entscheiden.

Du kannst den Weißabgleich auch als gestalterisches Mittel nutzen. Du kannst machen, was du willst.

Es ist nur wichtig, dass du die Einstellungen wieder zurückstellst. Die Kamera merkt sich nämlich auch nach dem Ausschalten, was hier eingestellt war. Die Lichtsituation kann sich ja auch ändern. Sonst hast du beim nächsten Mal vielleicht Probleme mit der korrekten Belichtung.

Weißabgleich bei verschiedenen Kameratypen: Smartphones vs. DSLRs

Je nachdem, welche Kamera man benutzt, muss man den Weißabgleich unterschiedlich einstellen. Bei Smartphones wird der Weißabgleich in der Regel automatisch angepasst. Das ist praktisch für spontane Aufnahmen, aber man hat weniger Kontrolle darüber. Die Software ist ziemlich wichtig, um Farbstiche zu korrigieren.

DSLRs und Systemkameras bieten dafür aber auch manuelle Optionen, zum Beispiel die Einstellung von Kelvin-Werten und das Arbeiten mit Graukarten. Diese Kameras lassen sich genauer anpassen, was besonders für professionelle Fotografie und komplexe Lichtsituationen praktisch ist.

Bei DSLRs können Fotografen den Weißabgleich manuell einstellen und so den Farbabgleich genau nach Wunsch festlegen. Smartphones setzen dagegen eher auf Automatik.

Kreative Nutzung des Weißabgleichs für künstlerische Effekte

Du kannst den Weißabgleich auch bewusst falsch einstellen, um damit künstlerische und emotionale Effekte in deinen Bildern zu erzielen.

Du kannst die Farben auch mal nicht ganz so naturgetreu wiedergeben und stattdessen mit einem kühleren Weißabgleich (hoher Kelvin-Wert) eine kühle, mystische Stimmung erzeugen, zum Beispiel bei Stadt- oder Nachtaufnahmen.

Ein wärmerer Weißabgleich (niedriger Kelvin-Wert) sorgt für eine sonnige, nostalgische Atmosphäre.

Diese Techniken sind perfekt für Porträts oder Landschaftsaufnahmen, wenn du eine bestimmte Stimmung oder Dramatik in deinen Bildern unterstreichen möchtest.

Fortgeschrittene Methoden: Manuelle Anpassung des Weißabgleichs mit Kelvin-Werten

Für fortgeschrittene Fotografen ist die manuelle Anpassung des Weißabgleichs mit Kelvin-Werten eine tolle Möglichkeit, die Farbtemperatur eines Bildes ganz präzise zu kontrollieren. Mit Kameras kann man den exakten Wert der Farbtemperatur in Kelvin einstellen.

Lese-Tipp:  Magie Lichts: Goldene Stunde und blaue Stunde

Für wärmere Töne wie bei Sonnenuntergängen wählt man niedrigere Kelvin-Werte, zum Beispiel 3000 K. Für kälteres Licht wie bei bewölktem Himmel verwendet man höhere Werte, zum Beispiel 6500 K. Diese Methode ist perfekt für komplexe Lichtsituationen, in denen die automatischen Einstellungen nicht mehr weiterhelfen.

Es ist immer gut, verschiedene Lichtquellen und deren Farbtemperaturen zu kennen. So kann man den gewünschten Effekt manuell erzielen.

Anpassung in der Nachbearbeitung

Wenn die Einstellung des Weißabgleichs nicht so geklappt hat, wie du wolltest, und du hast keine Möglichkeit, das Foto mit den korrekten Kameraeinstellungen zu wiederholen, dann kannst du auch in der Nachbearbeitung noch einiges korrigieren.

Wenn du im RAW-Format fotografierst, kannst du den Weißabgleich ganz einfach ändern. Du kannst die Einstellung also eigentlich immer auf AWB lassen und ggf. später in der Nachbearbeitung anpassen.

Weißabgleich in der Nachbearbeitung z.B. in Lightroom korrigieren

Wie man hier sieht, kann man die Einstellung jederzeit in Adobe Lightroom* ändern, wenn man möchte.

Auch bei JPG-Fotos kannst du noch eingreifen, wenn du möchtest. Allerdings sind die Möglichkeiten da nicht so gut wie bei Fotos im RAW-Format.

Kurz gesagt: Du musst dir beim Fotografieren keine großen Gedanken über den Weißabgleich machen. Lass die Einstellung einfach auf AWB stehen, dann macht die Kamera in den meisten Fällen alles richtig.

Wenn nicht, kannst du die Einstellung auch in der nachträglichen Bildbearbeitung korrigieren, insbesondere, wenn du im RAW-Format fotografierst.

FAQ – Häufige Fragen und Antworten

Hier habe ich noch Antworten auf häufige Fragen rund um das Thema „Weißabgleich“ zusammengestellt:

Was versteht man unter einem Weißabgleich?

Wie funktioniert der automatische Weißabgleich?

Welchen Weißabgleich bei Tageslicht?

Warum sind Weißabgleichkarten grau?

Wie stelle ich den Weißabgleich ohne Graukarte ein?

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