Unterschied zwischen Vollformat- und Crop-Sensor-Kameras

Veröffentlicht von

Spiegelreflexkameras kannst du mit verschiedenen Sensorgrößen kaufen. Einige Fotografen schwören auf Vollformat-Kameras, während andere wiederum mit Kameras mit APS-C Sensor fotografieren. Doch warum gibt es den Unterschied zwischen Vollformat- und Crop-Sensor-Kameras überhaupt und welche Vorteile und Nachteile bringt das mit sich?

Ich möchte dir in diesem Artikel mal die Vorteile und Nachteile einer Vollformat-Spiegelreflexkamera im Vergleich zu einer Crop-Sensor-Spiegelreflexkamera aufzeigen. Vielleicht hilft dir das ja bei deiner Entscheidung, welche Kamera du kaufen solltest.

Ein Blick in die Geschichte von Vollformat- und Crop-Sensor-Spiegelreflexkameras

Vollformat-DSLR Canon EOS 1Ds mit EF-50mm
Spacemunkie, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Früher, als die Kameras noch einen Film verwendeten, war das 35-mm-Format das Standardformat für eben diese Filme. Als dann nach und nach der Wechsel auf die digitale Fotografie erfolgte, wurden natürlich Filme überflüssig.

Canon war seinerzeit der erste große Kamerahersteller, der eine DSLR-Kamera mit einem Sensor in der Größe eines Kleinbildfilms herstellte. Und zwar war das die Canon EOS-1Ds, die im November 2002 veröffentlicht wurde.

Vorher wurde bei den meisten DSLR-Kameras ein digitaler Bildsensor verwendet, der deutlich kleiner als der 35-mm-Film war.

Natürlich war auch jede Menge Marketing dabei, indem sie ihren 35-mm-Äquivalent-Sensor als „Vollformat“-DSLR-Kamera bezeichneten. Alle anderen DSLR-Kameras wurden ab da etwas abwertend als „Crop-Frame“-Kameras bezeichnet.

Das Marketing hat funktioniert. Viele Fotografen haben das Gefühl, dass sie nur eine „halbe“ Kamera haben, wenn sie nicht ein „Vollformat„-DSLR kaufen.

Die Wahrheit ist, dass die „Vollformat“-Sensoren gar nicht „voll“ sind. Es handelt sich um eine willkürliche Größe, die irgendwann in der Vergangenheit gewählt wurde. Natürlich könnte ein viel größerer Sensor hergestellt werden. Und das ist bei dem Mittelformat ja auch der Fall. (siehe auch: Sensorgrößen in Kameras: Sensorformate im Vergleich)

Da fragt man sich, wie kann ein Mittelformat-Sensor größer sein als ein Vollformat-Sensor? Mal rein von der sprachlichen Bedeutung betrachtet.

Die Wahrheit ist, dass die korrektere Bezeichnung für „Vollformat“ eigentlich „35-mm-Äquivalenzsensor“ wäre. Der korrekte Name für einen „Crop-Frame“-Sensor wäre „Sensor in APS-C-Größe“.

Da die Begriffe „Vollformat“ und „Crop-Frame“ eben auch als 35 mm Kleinbild bzw. APS-C Sensor bezeichnet werden, ist es praktisch, die Zusammenhänge zu kennen.

Die Vorteile von Vollformat-DSLR-Kameras

Vollformat-DSLR-Kamera Canon EOS 6D Mark II

Vorteil Nr. 1: Low-Light-Leistung bei Vollformat-DSLR-Kameras

Digitale Bildsensoren haben winzig kleine Lichtsensoren, die das Licht aufnehmen und einen Pixel erzeugen. Je größer die Lichtsensoren sind, desto besser können sie schwache Lichtsignale einfangen.

Stell dir das wie eine Satellitenschüssel vor.

Wenn also alle anderen Faktoren gleich sind, wird ein Vollformatsensor bei hohen ISO-Werten immer weniger Rauschen aufweisen als eine „Crop-Frame„-DSLR-Kamera.

Vorteil Nr. 2: Schärfentiefe

Du hast vielleicht schon bemerkt, dass es mit den meisten Point-and-Shoot-Kameras fast unmöglich ist, eine geringe Schärfentiefe zu erreichen, obwohl dein Objektiv eine Blende von f/1,8 hat.

Der Grund dafür ist, dass die Sensorgröße die Schärfentiefe beeinflusst.

Da ein 35-mm-Äquivalent-Sensor (Vollformat) größer ist, kann er eine geringere Schärfentiefe im Gelände erreichen als eine Kamera mit APS-C-Sensor (Crop-Sensor) oder eine Kamera mit noch kleinerem Sensor.

Vorteil Nr. 3: Helligkeit des Suchers

Da Vollformatkameras größere Objektive verwenden, können sie ein helleres Sucherbild erzeugen. Sehr praktisch.

Vorteil Nr. 4: Profi-Gehäuse bei Vollformat-DSLR-Kameras

Leider stellen sowohl Canon als auch Nikon keine DSLRs mit allem Drum und Dran im Crop-Sensor-Format her.

Meiner Meinung nach ist das sehr schade. Aber das ist die Welt, in der wir leben.

Diejenigen, die eine Crop-Sensor-Kamera bevorzugen, können meist nicht die gleichen High-End-Funktionen wie bei den Vollformatkameras erhalten. Schade!

Die Nachteile von Vollformat-DSLR-Kameras

Nachteil Nr. 1: Kosten von Vollformat-DSLR-Kameras

Bildsensoren werden aus großen, teuren Chips, den sogenannten Wafern, herausgeschnitten. Da ein Vollformatsensor größer ist, können nur 20 Sensoren aus einem Standard-Wafer ausgeschnitten werden.

Dies und andere ähnliche Produktionskosten bedeuten, dass Vollformat-DSLR-Kameras immer einen höheren Preis haben werden.

Nachteil Nr. 2: Sichtfeld

Dies ist sowohl ein Nachteil als auch ein Vorteil. Landschaftsfotografen mögen Vollformatkameras, weil sie den Eindruck erwecken, dass alle Objektive stärker herausgezoomt sind.

Bei Kameras mit Crop-Sensor kann man sich vorstellen, dass sie einen eingebauten Zoom von 50 oder 60 % haben (Crop Faktor).

Das zu erklären, wäre ein ganzer Blogbeitrag für sich (der sicher noch kommt).

Manche Naturfotografen entscheiden sich für eine Crop-Frame-Kamera, um den zusätzlichen „Zoom“ zu nutzen, und Landschaftsfotografen bevorzugen fast durchgängig das Vollformat, obwohl sie mit einer Crop-Frame-Kamera den gleichen weiten Blickwinkel erreichen können, wenn sie ein Weitwinkelobjektiv kaufen, das für eine Crop-Frame-Kamera gebaut wurde, wie z. B. das Canon EF-S 10-18mm F4.5-5.6 IS STM Ultra Weitwinkel*.

Canon EF-S 10-18mm F4.5-5.6 IS STM Ultraweitwinkel Objektiv (67mm Filtergewinde) schwarzWERBUNG

Nur um technisch korrekt zu sein: Die Sensorgröße vergrößert die Szene überhaupt nicht, sie schränkt nur das Blickfeld ein.

Nachteil Nr. 3: Gewicht von Vollformat-DSLR-Kameras

Der Sensor selbst erhöht das Gewicht der DSLR kaum, aber er erfordert größere, schwerere und teurere Objektive.

Das bedeutet, dass die Ausrüstung viel sperriger und umständlicher zu bedienen sein kann. Nicht unbedingt von Vorteil z.B. in der Streetfotografie.

Nachteil Nr. 4: Verfügbarkeit von Objektiven

Obwohl Vollformat-Objektive an Crop-Frame-DSLRs funktionieren, ist das umgekehrt nicht der Fall. Daher steht für DSLR-Kameras mit Crop-Sensor eine größere Auswahl an Objektiven zur Verfügung.

Was das für den Kauf von Objektiven bedeutet

Bei einer Canon Kamera solltest du wissen, dass ein EF-Vollformatobjektiv an jedem EF-S-Crop-Sensor-Gehäuse funktioniert.

Das Gegenteil ist jedoch nicht der Fall. EF-S-Objektive funktionieren nicht an Canon-Vollformatkameras.

Im Nikon-System funktionieren sowohl DX-Objektive mit Crop-Sensor als auch FX-Objektive mit Vollformat an Crop- oder Vollformat-Kameras.

Wenn du jedoch ein DX-Objektiv auf ein Vollformatgehäuse setzt, wirst du feststellen, dass ein großer Teil des Bildrandes schwarz ist.

Das liegt daran, dass das kleinere DX-Objektiv das Bild nicht auf die gesamte Fläche des Vollformatsensors reflektiert.

Kurz gesagt: Vollformatkameras benötigen ein Vollformat-Objektiv.

Crop-Sensor-Kameras können entweder Vollformat oder Objektive für Crop-Sensor-Kameras verwenden.

Der einzige Unterschied zwischen Canon und Nikon in dieser Hinsicht ist, dass die Crop-Sensor-Objektive von Canon nicht einmal auf eine Vollformat-Canon passen. Die Crop-Sensor-Objektive von Nikon hingegen lassen sich problemlos montieren, aber die Funktionen sind meist nutzlos

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich Dir überlassen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert