Das Teleobjektiv – Definition, Einsatzbereiche und Praxistipps

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Ein Teleobjektiv lässt weit entfernte Objekte näher an der Kamera erscheinen. Aber denke nicht, dass du ein Teleobjektiv nur dann zückst, wenn du etwas in der Ferne aufnehmen musst. Wenn du das tust, entgehen dir einige der wichtigsten Gründe, warum du mit einem so langen Objektiv fotografieren solltest.

In diesem Artikel erklären wir alles, was angehende Fotografen über Teleobjektive wissen müssen.

Was ist ein Teleobjektiv?

Fotograf mit Teleobjektiv
ein Teleobjektiv kann recht groß sein

Ein Teleobjektiv hat eine Brennweite, die länger ist als die Diagonale des Bildes, das es aufnimmt. In der Alltagssprache kann es jedes Objektiv sein, das eine lange Brennweite hat.

Je nachdem, wen du fragst, sagen manche, dass diese Länge 70 mm oder mehr beträgt. Andere würden ein Objektiv erst ab 80 mm oder 85 mm als Teleobjektiv bezeichnen. Und wieder andere verwenden den Begriff erst ab dem mittleren Telebereich über 135 mm.

Teleobjektive können Zoomobjektive sein, wie z. B. 70-300 mm. Sie können aber auch ein Festbrennweitenobjektiv sein, z. B. 200 mm.

Um das Motiv nah an die Kamera heranzubringen, benötigen Teleobjektive viele Linsen im Inneren. Das macht sie oft groß und schwer. Das macht sie auch teuer.

Die lange Brennweite führt zu einem engen Sichtfeld. Der Bildwinkel dieser Objektive liegt zwischen 30° und 1°. Das ist nützlich, wenn du nicht nah genug an dein Motiv herankommst.

Was sind die verschiedenen Arten von Teleobjektiven?

Teleobjektiv an einer Spiegelreflexkamera
besonders handlich sind Teleobjektive nicht

Teleobjektive können je nach Brennweite in weitere Unterkategorien unterteilt werden.

Objektive zwischen 85 mm und 135 mm werden als kurze Teleobjektive bezeichnet. Sie können ein Objekt nah heranholen und den Hintergrund abgrenzen, aber nicht so extrem. Diese Brennweiten sind beliebt für Porträt-, Produkt- und Veranstaltungsfotografie. Das Objektiv bietet mehr Abstand zum Hintergrund, ohne dass der Fotograf zu weit vom Motiv entfernt stehen muss.

Ein Objektiv mit 135 mm bis 300 mm Brennweite wird oft als mittleres Teleobjektiv bezeichnet. Diese Brennweiten gehören zu den beliebtesten. Sie bieten eine große Reichweite ohne einen hohen Preis.

Objektive mit einer Brennweite von mehr als 300 mm werden in der Regel auch als Superteleobjektive bezeichnet. Diese Objektive bieten die größte Reichweite. Wenn du ein Teleobjektiv an einem Crop-Sensor verwendest, kann es eine Brennweite von bis zu 1000 mm erreichen. Das bedeutet auch, dass sie ein enges Sichtfeld haben, von 8° bis 1°. Sie sind oft teuer und werden von Profis verwendet. Sie werden vor allem für Sport- und Tieraufnahmen oder den Nachthimmel verwendet.

Aufgrund ihrer Größe brauchst du für die Verwendung von Superteleobjektiven immer ein Stativ. Möglicherweise sind sie mit einer Bildstabilisierung ausgestattet. Aber du wirst sie nicht so stabil halten können, dass deine Bilder scharf bleiben. Die meisten übergroßen Teleobjektive haben einen Stativanschluss, um das Gewicht des Objektivs zu tragen.

Was du über Teleobjektive und Sensorgrößen wissen solltest

Ein 200-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera ist ein 200-mm-Objektiv. Ändert man jedoch die Größe des Sensors im Kameragehäuse, ändert sich auch der Blickwinkel, den das Objektiv einnimmt.

Ein Crop-Sensor, wie z. B. ein APS-C-Sensor oder ein Micro Four Thirds-Sensor, lässt ein Teleobjektiv so erscheinen, als würde es das Motiv noch näher heranholen.

Die Optik des Objektivs projiziert das Bild auf den Sensor. Wenn der Sensor kleiner ist, wird das Bild beschnitten. Durch das Beschneiden des Bildes wirkt das weit entfernte Motiv noch näher.

Das ist der Grund, warum Fotografen, die Nahaufnahmen von ihren Motiven machen müssen, manchmal Crop-Sensor-Kameras bevorzugen. Und das, obwohl Vollformatkameras normalerweise eine bessere Bildqualität bieten.

Wenn du zum Beispiel Makroaufnahmen oder Aufnahmen von Wildtieren machen willst, solltest du eine Crop-Sensor-Kamera verwenden. Mit einer solchen Kamera kannst du längere Brennweiten erreichen.

Bei Micro Four Thirds beträgt der Crop-Faktor das Doppelte – das bedeutet, dass ein 200-mm-Objektiv wie ein 400-mm-Objektiv fotografiert.

Das ermöglicht es den Fotografen, mit einem kleineren Objektiv viel näher heranzukommen. Aber leider kann das auch eine geringere Bildauflösung und eine schlechtere Bildqualität bedeuten.

ein Foto von einem schnell fahrenden Superbike mit dem Teleobjektiv fotografiert
rasante Action aus großer Entfernung eingefangen

Umgang mit Kameraverwacklungen

Die Kameraeinstellungen, die bei einem Weitwinkelobjektiv funktionieren, können bei einem Teleobjektiv zu Bewegungsunschärfe führen. Das liegt daran, dass Teleobjektive empfindlicher auf Kameraverwacklungen reagieren.

Die Vergrößerung des Objektivs kann selbst die kleinsten Kamerabewegungen übertreiben und so eine Unschärfe erzeugen. Teleobjektive sind außerdem schwerer, was bedeutet, dass deine Hände auch anfälliger für Verwacklungen sind.

Als allgemeine „Regel“ gilt, dass der Nenner der Verschlusszeit mindestens so groß sein sollte wie die Brennweite, wenn du aus der Hand fotografierst. Bei einem 100-mm-Objektiv solltest du mit mindestens 1/100 einer Sekunde fotografieren. Bei 200 mm mindestens 1/200 Sekunde.

Schwerere Objektive benötigen möglicherweise eine noch höhere Geschwindigkeit. Für Aufnahmen mit einem Teleobjektiv und einer längeren Verschlusszeit brauchst du ein Stativ. Diese Regel gilt jedoch nicht immer zu 100 %. Einige stabilisierte Objektive (oder Objektive, die an einem stabilisierten Gehäuse angebracht sind) können etwas langsamer fotografieren, ohne zu verwackeln.

Diese Technologie nutzt gyroskopische Sensoren und Motoren, um jede Bewegung in den Linsenelementen zu stabilisieren. Auf diese Weise kann sie auch bei Objektiven mit längeren Brennweiten Verwacklungen verhindern. Viele neue Kameramodelle haben eine In-Body-Stabilisierung (IBIS).

Was du über die Blendenöffnung von Teleobjektiven wissen solltest

Teleobjektive für Nahaufnahmen verwenden
Motive aus der Nähe fotografieren mit dem Teleobjektiv

Wie alle Objektive sind auch Teleobjektive teurer, wenn sie eine große maximale Blendenöffnung haben. Aber hier kommst du nicht darum herum, ein teures Objektiv zu kaufen. Bei Teleobjektiven musst du in der Regel eine schnelle Verschlusszeit verwenden, also brauchst du eine große Blendenöffnung. Sie ist notwendig, um mit der Verschlusszeit Schritt zu halten und genügend Licht hereinzulassen. Außerdem bedeutet eine kleinere Blendenzahl normalerweise eine bessere Bildqualität.

Teleobjektive sind oft Zooms. Die günstigeren Alternativen arbeiten mit einer variablen Blende. Du kannst sie als 70-300mm f/4-5.6 sehen. Die teureren Objektive haben eine feste Blende (meist f/2,8 oder f/4), und ihre größte Öffnung hängt wahrscheinlich von ihrer Brennweite ab.

Wenn du schnellere Objektive verwenden möchtest, kannst du dich auch für ein Prime-Teleobjektiv mit einer größeren Blendenzahl und Makrofunktion entscheiden. Prime-Objektive bieten oft eine bessere Bildqualität und Makrofunktion.

Wie Teleobjektive den Hintergrund beeinflussen

Manchmal wählen Fotografen ein Teleobjektiv, weil es den Hintergrund der Aufnahme beeinflussen kann. Mit einem Teleobjektiv erscheint der Hintergrund näher am Motiv als mit einem Weitwinkelobjektiv. Je länger die Brennweite ist, desto weniger übertrieben scheinen die Entfernungen zu sein.

Die Komprimierung des Objektivs ist eine Folge davon, dass du weiter vom Motiv entfernt stehst und nicht von der eigentlichen Optik des Objektivs. Durch die Linsenkompression kann ein Teleobjektiv dazu beitragen, dass der Hintergrund mit weniger Leerraum gefüllt wird. Durch die Komprimierung des Objektivs erscheint der Hintergrund auch unschärfer. Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass die Verwendung eines Teleobjektivs zu einer geringeren Schärfentiefe oder einer stärkeren Unschärfe im Hintergrund führt.

Ein Teleobjektiv hat keinen Einfluss auf die Berechnung der Schärfentiefe. Aber die Hintergrundkomprimierung bringt den unscharfen Hintergrund näher heran. Dadurch entsteht der Eindruck von mehr Unschärfe.

Teleobjektiv an einer Kamera auf dem Stativ
Ohne Stativ wird es mit dem Teleobjektiv schwierig

Wie sich Teleobjektive auf das Motiv auswirken

Der Unterschied zwischen dem Hintergrund eines Fotos, das mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen wurde, und einem, das mit einem Teleobjektiv aufgenommen wurde, ist erheblich. Aber auch das Motiv selbst weist einige subtile Unterschiede auf.

So wie der Abstand zwischen dem Motiv und dem Hintergrund verkürzt wird, erscheinen auch andere Entfernungen auf dem Foto kürzer zu sein. Mit einem Weitwinkelobjektiv erscheinen die Augen, die Nase und der Mund in einem Porträt weiter voneinander entfernt. Mit einem Teleobjektiv erscheinen diese Gesichtszüge näher beieinander. So entsteht in der Regel ein schmeichelhafteres Porträt.

Der Effekt ist auch bei anderen Motiven als Porträts der gleiche. Denke daran, dass ein Teleobjektiv Entfernungen auf dem Bild kürzer erscheinen lässt. Das ist eine Art der Verzerrung, die sogenannte Nadelkissenverzerrung, die das Gegenteil der tonnenförmigen Verzeichnung ist. Das kann sowohl bei Zoomobjektiven als auch bei Festbrennweiten passieren.

Aufgrund der Brennweiten ist der Bildwinkel von Teleobjektiven relativ eng. Das Objektiv sieht einen kleineren Teil der Szene, als der Kamerasensor erfassen kann. Daher muss es das Bild strecken, um den Rahmen zu füllen. Das kann bei Kameras mit einem größeren Vollformatsensor ein größeres Problem darstellen. Es ist an den Rändern des Bildes deutlicher zu sehen.

Um diese Verzerrung zu vermeiden, solltest du in der Nachbearbeitung Profilkorrekturen vornehmen. Wenn du den Eindruck erwecken willst, dass die Objekte auf dem Foto näher beieinander liegen, verwende ein Teleobjektiv. Wenn du die Entfernung in deiner Fotografie übertreiben willst, verwende ein Weitwinkel.

Fazit

Teleobjektive eignen sich im Allgemeinen gut für Situationen, in denen du nicht nah genug an dein Motiv herankommst. Wenn du eine geringe Schärfentiefe erreichen oder tonnenförmige Verzeichnungen vermeiden willst, sind diese Objektive ebenfalls ideal für dich.

Experimentiere mit verschiedenen Arten der Fotografie und du wirst sehen, welche Objektive du brauchst. Es kann vorkommen, dass du ein Teleobjektiv gar nicht brauchst. Aber jetzt weißt du, wofür du Teleobjektive verwenden kannst.

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